SPD: Dringender Handlungsbedarf bei der Sicherung von Fachkräften in Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt steht in seiner demographischen Entwicklung vor einer historisch beispiellosen Situation. Seit 1990 sind nicht nur dramatisch niedrige Geburtenzahlen sondern zugleich auch überdurchschnittlich hohe Abwanderungsquoten zu verzeichnen. „Der Bevölkerungsrückgang und die Überalterung führen schon jetzt zu einer Reduzierung des Arbeitskräftepotenzials“, warnt Andreas Steppuhn, Vorsitzender des SPD-Gewerkschaftsrates. Dies werde vor allem bei den Fachkräften zur Folge haben, dass ein Kampf um qualifizierte Arbeitskräfte entbrennt. „Die SPD sieht einen enormen und vor allem raschen Handlungsbedarf zur Sicherung des Fachkräfteangebots in Sachsen-Anhalt“, so Steppuhn weiter.

Diese Entwicklung führt in wenigen Jahren dazu, dass ein Fachkräfteengpass bei gleichzeitig hoher Arbeitslosigkeit droht. „Das ist bedrohlich für die Zukunft des Landes“, erklärt Jens Bullerjahn, Finanzminister und stellv. Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt. „Jeder Betrieb steht und fällt mit seinen Mitarbeitern. Wenn qualifizierte Fachkräfte fehlen, können sie in große Bedrängnis kommen.“

Die SPD setzt auf einen Bewusstseinswandel im Land. „Für uns steht natürlich die Etablierung fairer Löhne und Gehälter an erster Stelle“, erklärt Gerhard Miesterfeldt, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. „Nur wer für seine Arbeit anständig entlohnt wird, bleibt hier.“

Die SPD setzt darüber hinaus auf folgende Schwerpunkte:

Etablierung fairer Löhne und Gehälter
Die Ursachen für die existierenden Stellenbesetzungsprobleme und den Fachkräftemangel sind nicht ausschließlich und einseitig in fehlenden oder unpassenden Qualifikationen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu suchen. Wir fordern die Einführung eines Mindestlohnes von mindestens 8,50 Euro. Nur wer für seine Arbeit anständig entlohnt wird, bleibt hier im Land.

Stärkung der Sozialpartnerschaft und der Tarifautonomie
Über die Hälfte der Beschäftigten in Sachsen-Anhalt erhält keinen Tariflohn, weil ihre Arbeitsgeber sich durch den Austritt aus dem zuständigen Arbeitsgeberverband der Tarifbindung entzogen hat. Wir müssen die Sozialpartnerschaft und die Tarifautonomie von Arbeitsgeberverbänden und Gewerkschaften wieder stärken. Deshalb rufen wir zum Beitritt in Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften auf.

Keine Werbung mit niedrigen Löhnen
Die bisher vom Land gefahrene Niedriglohnstrategie, mit der aktiv um Investoren geworben wurde, schadet dem Land und seinen Menschen. Sie ist kein Zukunftsmodell für den Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt, sie ist eine Sackgasse.

Angepasste Ausbildung für alle Altersgruppen
Die Ausbildung muss sich mehr an den Anforderungen der Wirtschaft orientieren. Sachsen-Anhalt kann es sich nicht leisten, dass junge Menschen ihre Ausbildung abbrechen, weil sie schlecht auf die Berufswelt vorbereitet werden. Darüber hinaus müssen alle Altersgruppen durch verstärkte Bildungsinvestitionen gefördert werden. Qualifikations- und Weiterbildungsangebote auch für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind von großer Bedeutung, um in einer sich wandelnden Arbeitswelt Schritt halten zu können.

Gesicherte Arbeitsplätze schaffen Perspektiven
Nur ein gesichertes Arbeitsverhältnis bietet ein geeignetes Fundament, um gute Arbeitsbedingungen einfordern zu können. Deshalb fordern wir die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung. Unsichere und prekäre Beschäftigungsverhältnisse dürfen nicht ausgeweitet werden. Normalarbeitsverhältnisse müssen die Regel sein. Wir müssen im Land noch stärker gegen den Missbrauch von Zeit- und Leiharbeit vorgehen. Denn das Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ muss auch für Leiharbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer gelten. Das heißt auch, dass eine Leiharbeitsstelle nach einer gewissen Zeit in ein reguläres Arbeitsverhältnis umgewandelt werden muss.

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