Parallelwelten und Klassenkampf von oben vs. Eis in der Waffel und Demokratie

– Eine kleine Gedankenreise durch die Weltordnung –

Ewig haben wir Kristin & Helmut nicht mehr gesehen. Gefühlt täglich jedoch haben wir Kontakt. Inhaltlich und intensiv, mal freundlich zugewandt und manchmal kracht es auch. Und Christina ist auch eifrig dabei, der Christian und der Volker. Von Tobias und Yvonne hört man eher selten, aber sie verfolgen aufmerksam das Geschehen.

Wir treffen uns im Internetz. Über Apps. Und mit Profilbildern – Füße, Himmel, Babybäuche, Fußballfan – Bekenntnisse, Urlaubserinnerungen von anno knips…

Und dann gestern, 13.30 Uhr am Eisladen. Blick in zwei Augen. Grübeln, grübeln. Der Gatte guckt mich irritiert an, folgt meinem Blick und ist genauso perplex.

Die Menschen, mit denen man sich täglich worldwidewebt gibt es wirklich. So aus Fleisch und Blut.

Es war schön, der Schaufensterbummel mit Eis in der Hand, echte strahlende Augen und Original-stimmen. Frau Böttcher aus der Möbelhalle kam mit strahlenden Augen in den Eingangsbereich. Erleichtert, dass sie wieder unter Menschen sein kann. Der Bratwurstmann von Nebenan, freundlich wie immer, herrlich beredsam und die Thüringer im Brötchen noch immer lecker.

Ich bin nicht überzeugt, dass wir alles wieder so einfach aussetzen dürfen, nur weil es den Bundespolitikern so ganz gut gefiele. Regiert es sich schließlich leichter. Es fehlt Augenmaß und Respekt dem geneigten Bürger gegenüber.

Die Seelen brennen. Das Kommunikationszentrum und die Sprachfähigkeit leiden. Die Fähigkeit zu Mitmenschlichkeit und Zuwendung leidet extrem. Die Gewalt in den Familien nimmt zu.

Nunja, die Anzahl der nachgewiesenen Ansteckungen mit steigender Testmenge auch zu, Mutationen mit verrückten Titeln wie B 1.1.7., P1 & P2 grassieren, aber ich bin überzeugt, dass eine gut organisierte und verlässliche GemeinsamZeit – Wir halten die Abstände ein, tragen die Masken selbstverständlich, desinfizieren die Hände etc. – zur Stärkung des Immunsystems des Einzelnen und der gesamten Bevölkerung beiträgt. Es muss nicht zwanghaft verreist werden, doch es gibt Hobbies, die kann man in kleinerer Gemeinschaft und unter Einhaltung von Hygieneregeln umsetzen: Töpferkurse, Trommelkurse, Reitunterrichte, Wandern und Picknicken, Malen und Schreiben…gärtnern & sonnenbaden.

Die Menschen benötigen sinnvolle und kraftschenkende Betätigungen neben ihren beruflichen Verpflichtungen. Loslassen und abschalten. Muskeln stählen, Stimmen ölen…Sich selbst fühlen können. Heute umso mehr.

Aber es ist wichtig, dass wir fair zu einander sind. Die Bürger*innen untereinander, die Politiker, und das meine ich auch genauso, nicht die Politik, sondern die Politiker müssen den Bürger*innen wieder mit Respekt entgegentreten. Sie hören und sie unterstützen. Und umgekehrt.
Der heute so intensiv gepflegte Klassenkampf von oben muss endlich sein Ende finden. So läuft Demokratie nicht.

Das mittlerweile vielfach nachgewiesene Fehlverhalten von Politikern trägt weder zur Vertrauensbildung noch Stärkung des Immunsystems der Demokratie bei.

Bereicherungsstrategien greifen um sich. Die Verteilung von Mitteln der Macht steigt wohl doch sehr zu Kopfe. Dividendenzahlungen und Nebeneinkünfte sind dienlicher Nährboden. Gleichzeitig verschärfen sich die Arbeits-, Lebens- und Versorgungsbedingungen in den Versorgungsbereichen für Menschen mit Beeinträchtigungen aufgrund Alter, Unfall oder den allgemeinen Lebensumständen. Von Sparzwängen die Rede ist. Die von Staatsleistungen Abhängigen hoffen seit Monaten um den Abschluss der Debatte über einmalig 150€ aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten. Die Tafeln und Archen können kaum mehr den notwendigen Bedarf an Lebensmitteln decken.
Und wenn man im Zuge der Globalisierung auch mal global als Weltbevölkerung handelte, könnte das mit den Füssen im Sand am Bremer Damm Teich oder der Copacabana ganz schnell wieder was werden.

Warum nicht einfach mal die Wahlprogramme unter dem Slogan „Die Welt ist gesund“ laufen lassen?!

Da können sich dann auch diejenigen austoben, die wirtschaftsaffin sind, aber auch diejenigen in Sicherheit leben, die mit Wirtschaft nichts am Hut haben, die keine Macht haben wollen, aber von ihrem Kiosk am Ostseestrand gut und zufrieden leben können oder mitten in Afrika ihre Rinder hüten. Und dazu gehört auch, dass sich die Weltgemeinschaft endlich Gedanken um die Arbeits- und Lebensbedingungen derjenigen macht, die z. B. dafür sorgen, dass wir hier so wunderteure Elektroautos haben. Wir wollen frei von Emission leben, wollen handgenähte Fußbälle, fangfrisches Obst täglich…..

Aber wir machen uns kaum bis keine Gedanken darum, dass in den Kobalt- und Schwefelminen Kinder und Erwachsene ohne Schutzkleidung arbeiten. Aus furchtbaren Minen Edelmetalle und seltene Erden für Handies und Schmuck abbauen, Fußbälle nähen ….
Sorgen wir doch endlich auch dafür, dass die in Deutschland geltenden Regelungen zu Kinderarbeit und Arbeitsschutz in aller Welt gelten.

Herzlichst
Ihre Anke Schleritt

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